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Dos and Don'ts bei der Kommunikation mit der Schweiz

Beatrix Ta

Beatrix Ta

Dr. Beatrix Ta ist Projektmanagerin in der Konzernkommunikation von news aktuell sowie Expertin für Content-Konzeption und -Produktion, die besonders gerne Schachtelsätze verschwinden lässt.

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Schon mal gehört von "eine Faust im Sack machen" oder "ein Vorhaben bachab schicken"? Wer in der Schweiz kommunizieren will, sollte die sprachlichen Eigenheiten unserer Nachbarn verstehen und seine Kommunikation an die Besonderheiten der Schweizer Medien anpassen. Wir haben für die hiesige PR-Zunft die wichtigsten Dos and Don'ts zusammengetragen. 

1. Pressemitteilungen helvetisieren 

Um die Wahrscheinlichkeit einer Weiterverwendung von Pressetexten zu erhöhen, ist es wichtig, die Inhalte von Pressemeldungen möglichst passend für die Schweizer Leserinnen und Leser zu formulieren. Primär heißt das, nicht nur das "Eszett" zu ersetzen, sondern auch die entsprechenden "Helvetismen" (sprachliche Besonderheiten im Schweizer Hochdeutsch) zu beachten. In der Schweiz und Liechtenstein gibt es kein ß (Eszett), stattdessen schreibt man dort immer ss. Helvetismen gibt es eine Vielzahl, etwa wird im Schweizerischen aus Pressemitteilung Medienmitteilung oder aus Redakteur Redaktor. Unter folgenden Links gibt es eine Liste von Helvetismen:

https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Helvetismen

http://mediawiki.ids-mannheim.de/VarGra/index.php/Alle_Artikel

2. Pressemitteilungen auf Schweizer Hochdeutsch und Französisch verfassen

Die in der Schweiz am weitesten verbreitete Sprache ist Schweizerdeutsch. Diese wird von einer großen Mehrheit der Bevölkerung (über 60 Prozent) im deutschsprachigen Teil des Landes gesprochen aber nicht geschrieben. Als geschriebene Sprache verwenden die Schweizer das Schweizer Hochdeutsch. Daneben wird in der Westschweiz Französisch gesprochen (23 Prozent) und im Tessin sowie einzelnen Graubündner Gemeinden Italienisch (8,5 Prozent). Rätoromanisch sprechen nur noch 0,5 Prozent der Schweizer Bevölkerung. Daher sollten die Pressemeldungen, die an die Schweizer Medienlandschaft gehen, möglichst in mindestens Deutsch und Französisch gesendet werden.

Eine Studie meint sogar, dass Schweizerdeutsch die beste Geheimsprache für das digitale Zeitalter ist. Wer sich also vor digitaler Überwachung schützen möchte, sollte Walliser-Deutsch, einen Dialekt mit besonderen Akzenten, lernen. Laut der Studie eine Sprache, die nicht einmal eine Künstliche Intelligenz lernt. Für alle, die das Wallis besser kennenlernen und nebenbei noch Walliser-Deutsch üben möchten, empfehlen wir die SRF-Krimiserie Tschugger (was so viel bedeutet wie Polizist). 

3. Besonderheiten bei Zeichensetzung beachten

Auch in der Punktation und Satzzeichensetzung gibt es ein paar kleine, aber feine Unterschiede, die man als Deutsche kennen sollte, wenn man Schweizer Medienschaffende anschreibt. So setzen die Schweizer nach der persönlichen Ansprache kein Satzzeichen und starten den anschließenden Text direkt mit Großbuchstaben:

Liebe Frau Müller

Das neue Jahr kann kommen!

Als Anführungsstriche in Schweizer Texten sollte man die sogenannten Guillemets («...») verwenden, die hierzulande verwendeten Gänsefüßchen (") sind weniger üblich, jedoch auch immer wieder anzutreffen. Ab vierstelligen Zahlen setzen die Schweizer zur leichteren Lesbarkeit einen hochgestellten Strich: 2'000, in Deutschland wird eher der Punkt verwendet (2.000). Bei Zahlen, die Kommata beinhalten, setzen Schweizer wiederum statt eines Kommas, wie bei uns in Deutschland üblich, einen Punkt: 2.5 (statt 2,5). 

4. Verbreitungszeiten in der Schweiz kennen

Abgesehen von der Sprache ist auch die Zeit ein wichtiger Faktor für erfolgreiche Kommunikation in der Schweiz. Die Uhren in Helvetien ticken aber etwas anders als in Deutschland. Folgende Zeiten sind bei der Kommunikation mit Medienschaffenden zu beachten:

Für Investor Relations:

  • Börsenzeiten: 9 - 17:30 Uhr
  • 7:30 Uhr: Bis zu diesem Zeitpunkt müssen alle börsennotierten Firmen kommuniziert haben. Danach ist "Funkstille" angesagt, außer es gibt etwas mit der Börse im Voraus Besprochenes oder Kurzfristiges und wiederum von der Börse Genehmigtes zu kommunizieren.
  • 17:30 Uhr: Ab diesem Zeitpunkt können die börsennotierten Unternehmen wieder ohne Absprache mit der Börse öffentlich kommunizieren.
  • Einhaltung der Gleichzeitigkeit: Alle Medien, die Börse und alle weiteren Stakeholder müssen gleichzeitig mit den Informationen beliefert werden.
  • Es müssen mindestens zwei nationale Tageszeitungen und zwei Nachrichtenagenturen mitbedient werden.
  • Alle Veröffentlichungen müssen zeitgleich auch auf der eigenen Webseite archiviert und allen Interessierten zugesendet werden.

Für Media Relations:

  • 9 -10 Uhr: in der Regel Redaktionssitzungen der Tageszeitungen
  • 11:45-13:45 Uhr: Mittagspause (meistens eine Stunde in diesem Zeitraum)
  • 17 Uhr: in der Regel Redaktionsschluss der Tageszeitungen, danach können es nur noch "Notfälle" in die Printausgaben schaffen.


An diesen Tagen besser nichts kommunizieren

Zudem gibt es über das Jahr verteilt wichtige Tage, an denen andere Themen Priorität genießen: Das sind vor allem der 1. August (Nationaler Feiertag ) und die Eidgenössischen Abstimmungstage.  An diesen Tagen sollte man Presseaussendungen vermeiden, sofern sie nicht zu den Themen passen, die in den eidgenössischen Abstimmungstagen besprochen werden.

5. Schoggi, Gipfeli und Rösti: nicht überall ein "i" dranhängen

Neben der besonderen Sprache wird das Alpenland oft mit seinen Köstlichkeiten in Verbindung gebracht. Dabei gibt es gerade im Kulinarischen speziell Schweizer Fachtermini, die gerne mit einem herzigen "li" enden. Aber Vorsicht: Diese Silbe nicht wild drauflos bei jedem Lebensmittel dranhängen, das geht garantiert nach hinten los.

Wer mehr über das Alpenland und die Schweizer Sprache lernen möchte, findet in diesem Handbuch für Deutsche noch weitere nützliche Informationen. Und wer glaubt, dass er schon alles weiß, der kann sein Wissen bei diesem kleinen Sprachkurs noch perfektionieren. Oder sich nochmal systematisch an der Sprache unserer Nachbarn abarbeiten.

Übrigens hier noch die Auflösung von oben:  "eine Faust im Sack machen" bedeutet soviel wie "sich im Stillen über etwas ärgern". Unter der Redewendung "ein Vorhaben bachab schicken" versteht man "etwas ablehnen bzw. verwerfen."

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